Homosexualität in der Tierwelt

In der TeenEdition 062 sind wir in den Zoo und haben homosexuelles Verhalten bei Tieren unter die Lupe genommen. In einem Gespräch mit der Tierärztin Frau Dr. Mirjam Schärz haben wir herausgefunden, wie vielfältig diese Verhaltensweisen in der Tierwelt sind. Hier findest du weitere Informationen, die du im TV-Bericht nicht sehen konntest.

5 Aspekte des homosexuellen Verhaltens bei Tieren

Bonobos

Es gäbe insgesamt fünf verschiedene Verhaltensweisen bei Tieren, die mit (Homo-)Sexualität in Verbindung stehen, so Dr. Schärz. Diese seien „Courtship“ (Werbung), „Grooming“ (Zärtlichkeiten wie z.B. Fellpflege), „Sexual“ (Sexualität), „Pair-bonding“ (Paarbeziehungen) und „Parenting“ (Aufzucht von Jungtieren). Nicht alle fünf Verhaltensweisen müssen zwingend bei jedem Tier vorkommen. Bei Bonobos zum Beispiel sind alle vier Aspekte ausser das „Parenting“ beobachtet worden.

 

Keine beobachtete Fortpflanzung bei Walen?

„Nur weil man es [sexuelles Verhalten] nicht beobachtet, heisst das nicht, dass es nicht existiert!“ – Dr. Mirjam Schärz

Es gibt sogar noch Tiere, bei welchen man noch gar keine sexuelle Interaktion beobachtet hat, so z.B. bei manchen Wal-Arten, erklärt Dr. Schärz. Da aber immer wieder Tiere dieser Art auftauchen, muss wohl oder übel ein Paarungsakt stattfinden.

Zoo und Wildnis – zwei unterschiedliche Lebensräume

„Im Zoo möchte man vom Aussterben bedrohte Tiere unbedingt fortpflanzen.“ – Dr. Mirjam Schärz 

Emu

Viele Leute gehen davon aus, Tiere würden in Zoos mehr homosexuelles Verhalten als in der Wildnis zeigen, da ihre Lebensräume dort nicht jenen der freien Wildbahn entsprechen. Dr. Schärz widerspricht dieser allgemeinen Aussage. Da es ein Anliegen von wissenschaftlich geführten Zoos ist, Tiere vom Aussterben zu bewahren, werden oft nur ein weibliches und ein männliches Tier einer Art zusammen in ein Gehege gebracht – in der Hoffnung, es würde Nachwuchs geben. Dies sei unabhängig von ihrem Verhalten in der Natur. Ausserdem sei z.B. beim Emu im Zoo eine andere Art von homosexuellem Verhalten zu beobachten als bei seinen Artgenossen in der Wildnis: Diejenigen, die in der Wildnis beobachtet wurden, haben viel öfters zusammen ein Gelege Eier gestohlen und die Jungtiere aufgezogen als jene in den Zoos.

Junggesellen-Gruppen bei Silberrücken

Gorillas

Bei Gorillas ist es üblich, dass nur das ranghöchste Männchen ein Anrecht auf Fortpflanzung hat. Dieses Alpha-Männchen schart sich ein sogenanntes Harem aus vielen Weibchen um sich. So gibt es in der Gruppe noch viele männliche Junggesellen, die sich zusammen tun, da sie kein Weibchen finden. Diese Junggesellen-Gruppen würden zusammen bleiben und zeigen kein Interesse an anderen vorbeiziehenden Gruppen. Ebenfalls ist es so, dass es bei den sich homosexuell verhaltenden Gorillas keine festen Rollen gebe – es ist schon beobachtet worden, dass beide Partner den jeweils anderen bestiegen haben. Wie bei den Bonobos sind auch bei Gorillas schon vier der fünf verschiedenen Verhaltensweisen beobachtet worden.

 

Treue bei Humboldt-Pinguinen

„In meinen Augen kann wirklich von einer Entscheidung gesprochen werden.“ – Dr. Mirjam Schärz

Bei den Humboldt-Pinguinen werde sogar oft beobachtet, dass die Tiere ihrer sexuellen Verhaltensweise treu bleiben, auch wenn ihre Partner sterben. Wird der Partner nach dessen Tod durch ein anderes Tier ersetzt, wird dieses Tier nur jenes Geschlecht haben, welches auch der verstorbene Partner gehabt hat. Und gerade bei Pinguinen, die in grossen Gruppen geschlechterdurchmischt leben, gäbe es für jedes Tier genügend Partner des anderen Geschlechts – trotzdem entscheiden sich viele Pinguine für eine gleichgeschlechtliche Beziehung.

Die Homosexualität im Tierreich ist also ein äusserst spannendes Thema. So können wir gespannt auf weitere Entdeckungen aus dem gigantischen Reich der Tiere sein!

1 Kommentar

  1. Interessant und spannend! Das beweist, dass man nie ausgelernt hat! LG Peter

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